Drachenkrieger (Alien)

Drachenkrieger (Alien)

Science Fiction Liebesroman (18+)

Amanda Cross liebt ihren Job, bei dem sie im Regierungsauftrag Zeitungsberichte auf Unregelmäßigkeiten in der Berichterstattung überprüft. Doch als sie ihre Vorgesetzte auf das merkwürdige Verschwinden junger Frauen hinweist, stößt sie auf eine Mauer des Schweigens.

Jaroth Varek ist ein Bild von einem Mann. Doch hinter seiner muskelbepackten Fassade verbirgt sich ein dunkles Geheimnis: Er kommt nicht nur von einem fremden Planeten und birgt einen waschechten Drachen unter seiner menschlichen Haut, sondern er ist auch im Auftrag seines Volkes auf der Suche nach jungen, fruchtbaren Frauen.

Als Amanda seinen Plänen in die Quere kommt, entführt er sie kurzerhand auf sein Raumschiff. Dort zeigt sich, dass Amanda etwas Besonderes an sich hat, das nicht allein die Aufmerksamkeit des kühlen, attraktiven Drachenshifters Jaroth fesselt. 

Noch bevor sie auf dem Heimatplaneten der Drachenshifter ankommen, nimmt das Schicksal seinen düsteren Lauf…

Länge: ca. 238 Seiten

Ab sofort erhältlich: Amazon


Amazon Bewerter:

“Ich war von der erste Sekunde an gefesselt und konnte die Geschichte nicht mehr aus der Hand legen.”

“Sollte man unbedingt gelesen haben…”

“Eine grandiose Mischung auf SciFi Liebesroman und Erotik genau richtig für super Lesestunden.”

“Ein wundervoller Science Fiction Liebesroman!”

“Spannend, aufregend und emotional.”

“5 wohlverdiente Sterne für so gute Unterhaltung!”


Leseprobe:

Amanda nahm ihre interaktive Arbeitsbrille ab und rieb sich die Nasenwurzel.

Sie hatte Kopfschmerzen, und auch ihre Nacken- und Schultermuskulatur fühlte sich verspannt an. Sie lehnte sich zurück, bis ihr Hinterkopf an die Nackenstütze ihres Sessels stieß, und presste mit der linken Hand den Knopf für “Massage”. Mit einem leisen Surren fuhren die Arme aus, Gumminoppen legten sich vorgewärmt auf ihre Haut, und mit exakt dosierten Stromstößen entspannte die Maschine ihre Muskulatur. Amanda konnte nicht leugnen, dass die Wirkung hervorragend war, und trotzdem konnte sie einen leisen Schauer nie unterdrücken, wenn sie maschinell entspannt wurde. Als Regierungsbeamtin stand ihr ein Arbeitsstuhl zur Verfügung, der dank ihrer eingespeisten medizinischen Daten genau wusste, was sie brauchte. Über eine Kanüle in ihrer rechten Hand wurden ihr Flüssigkeitshaushalt und ihre Nahrungsaufnahme gesteuert, zumindest während ihrer zwölfstündigen Schicht. Die Regierungsbeamten waren effektiver, hatte der medizinische Berater des Präsidenten in einer Studie festgestellt, wenn sie sich nicht um nebensächliche Dinge wie Essen, Trinken und dergleichen kümmern mussten. Die regelmäßige Überprüfung ihres Blutzuckers, des Pulsschlags und der Atemfrequenz sorgte dafür, dass Amanda gesünder und fitter war als 95 Prozent der Menschheit, die nicht das Glück gehabt hatten, einen Job bei der Regierung zu ergattern.

Prüfend bewegte sie den Kopf nach oben und zur Seite und beendete die Massage. Sie war entspannt genug, um sich erneut ihrer Arbeit zu widmen, und schob die Brille in die korrekte Position. Der Bildschirm, auf dem ihre zu verarbeitenden Daten lagen, war in den Tisch eingelassen, und zwar in genau dem Winkel, der ihrer bevorzugten Blickrichtung entsprach. Die fortgeschrittene Technik, der Nordamerika seinen überlegenen Status als führende Nation verdankte, ermöglichte ein schnelles und reibungsloses Erfassen. Die Sensoren in der Arbeitsbrille folgten ihrem Blick, und mit halblaut gemurmelten Befehlen löschte und verband sie die aufgeführten Ereignisse.

Als Nachrichteneditorin hatte Amanda das Recht auf eine Arbeitskabine, die ihr Schutz vor neugierigen Blicken und damit auch einen Hauch von Privatsphäre garantierte. Ihr überdurchschnittlich gutes Abschneiden beim Eignungstest und ein einwandfreier moralischer Leumund hatten ihr den Weg in ihre Position geebnet.

Amanda mochte ihre Arbeit. Auf ihrem Bildschirm erschienen Kurzmeldungen und Artikel der freien Presse, die sie auf Zusammenhänge überprüfte. Die wenigen regierungsunabhängigen Zeitungen hatten die unschöne Tendenz, die Unzufriedenheit der Bürger durch Sensationsmeldungen zu schüren. Amandas Aufgabe war es, Zusammenhänge aufzuspüren, bevor dies einem der Reporter gelang, und die Meldungen zu editieren – sprich, so zu verändern, dass sie der Regierung nicht schaden konnten. Das erforderte Geduld und Fingerspitzengefühl. Einmal war es ihr gelungen, die Meldung eines Chemieunfalls und die darauffolgenden kurzfristigen Ernteausfälle so rasch zu modifizieren, dass es keinem gelang, eine Verbindung zwischen den beiden Ereignissen herzustellen. Das hatte ihr einen schönen Bonus auf ihrem Konto eingetragen und eine Extraration frischer Lebensmittel.

Sie mochte ihre Arbeit wirklich. Sie war spannend, und Amanda trug ihren Teil dazu bei, dass es in naher Zukunft in Nordamerika nur noch zufriedene Bürger geben würde. Die Unruhen, die immer wieder auftraten, waren nichts als die ungeschickten Rebellionsversuche von Kindern. Die Regierung mit dem väterlich wirkenden Präsidenten an der Spitze wusste, was gut für die Bürger war. Wenn doch nur alle Menschen einsichtig genug wären, der Regierung zu vertrauen! Dann hätten sie schon bald nichts mehr zu beklagen. Auch die Regierungsgegner und die freie Presse mussten neidlos anerkennen, dass die Technologie ihnen ein sorgenfreies Leben ermöglichen konnte – wenn sie es nur zuließen.

Eine Meldung riss sie aus ihren Überlegungen und fesselte ihre Aufmerksamkeit. 

Viviane (18) spurlos verschwunden

(fg) Wie erst jetzt bekannt wurde, ist erneut eine junge, hübsche Frau aus dem nordöstlichen Sektor verschwunden. Viviane S. war laut Aussage ihrer Eltern vor vier Wochen in die Hauptstadt gereist, um sich einem Eignungstest als Regierungsbeamtin zu unterziehen. Ihre Lehrer beschreiben die frisch gebackene Collegeabsolventin als intelligent, fleißig und ernsthaft. Die zuständige Behörde teilte den Eltern mit, dass Viviane angekommen war und am Test teilgenommen hatte, um dann planmäßig die Rückreise anzutreten.

Weder der Fahrer noch Mitreisende können sich daran erinnern, dass Viviane den Bus bestiegen hat. Sie muss ihrem Schicksal irgendwo in den finsteren Gassen der Hauptstadt begegnet sein.

Soweit, so erschütternd. Unser Mitgefühl gilt den Eltern und allen Freunden, die immer noch verzweifelt nach der jungen Frau suchen.

Das war seltsam. Amanda erinnerte sich, dass dies schon die sechste junge Frau war, die in den letzten Monaten aus dem Sektor verschwunden war. Rasch gab sie den Befehl zur entsprechenden Suche, und in bemerkenswert kurzer Zeit erschienen die entsprechenden Zeitungsartikel in chronologischer Ordnung auf ihrem Bildschirm. Doch diesmal hatte ihr Gedächtnis sie getäuscht. Es waren nicht sechs verschwundene Frauen, sondern 26. Sie scrollte herunter und überflog die Texte, um mögliche Gemeinsamkeiten festzustellen.

Schockiert starrte sie für einige Sekunden auf den grünlich schimmernden Bildschirm. Wie war es möglich, dass ihr diese Meldungen entgangen waren? Und schlimmer noch, wie konnten ganze 26 Menschen in nur vier Monaten sich einfach in Luft auflösen? Rasch weitete sie die Suche aus. Erst auf ein Jahr, dann auf zwei, schließlich auf zehn Jahre. Amanda änderte mehrere Male die Suchparameter und weitete die Recherche aus. Männer im gleichen Alter verschwanden nicht überproportional oft. Tatsächlich gab es nur zwei Jungen, deren Eltern sie nach dem Collegeabschluss als vermisst gemeldet hatten. Einer hatte sich zu den Rebellen in Südamerika durchgeschlagen, der andere war nach zwei Tagen in einem Hospital gefunden worden.

Sie spürte, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte, und zwang sich, ruhig zu atmen. Sie war einer Sache auf die Spur gekommen, die sich für die Regierung als fatal erweisen konnte. Wenn bekannt wurde, dass ein mordlustiger Irrer es auf Collegeabsolventinnen abgesehen hatte und die Regierung ihn bislang nicht geschnappt hatte, dann könnte sich das als fatal erweisen. Sie ließ den Computer eine Statistik erstellen und vertiefte sich in die Zahlen. Es sah ganz danach aus, als sei nicht nur der nordöstliche Sektor betroffen. Die Spur des Mörders zog sich durch das gesamte Staatsgebiet.

Sie sah sich die Daten noch einmal genauer an. Cathy Bates war am 18. Juli aus dem äußersten Westen als vermisst gemeldet worden. Einen Tag später gab es eine passende Zeitungsnotiz über Mary Ann Fletcher aus dem tiefsten Süden. Amanda schüttelte den Kopf. Zum ersten Mal seit Beginn ihrer Tätigkeit hatte sie den Überblick verloren. Sie zwang sich zu einigen tiefen Atemzügen, um einen klaren Kopf zu bekommen. Die Tage, an denen die Mädchen der Polizei gemeldet wurden, mussten nicht zwingend identisch sein mit denen, an denen der Täter sie entführt hatte. Amanda rieb sich die Stirn. Ihr Gehirn arbeitete auf Hochtouren.

Die Eignungstests fanden einmal im Jahr im Hochsommer statt. In den Wochen danach gab es einen rasanten Anstieg an verschwundenen Mädchen. Den Rest des Jahres blieb es ruhig. Ein neuer Gedanke kam ihr. Was um Himmels willen tat der Mann mit den Leichen? Denn, dass es sich um einen Mörder handeln musste, daran hatte Amanda keinen Zweifel. Wer weiß, vielleicht war das auch eine besonders brutale Aktion der Partisanen, die damit die Regierung in Verruf bringen wollten? Damit ließe sich auch erklären, dass mehrere Frauen zeitgleich verschwunden waren. Es war nicht nur ein Mann, sondern gleich mehrere, die eine Verbindung zwischen den Tests und den Verschollenen herstellen wollten. Was sollte sie tun? Sie stellte sich die Katastrophe vor, die ein Bekanntwerden der Fakten auslösen konnte. Dies war der Funke, der eine ernsthafte Regierungskrise heraufbeschwören konnte. Und sie hatte es in der Hand, sie zu verhindern.

Entschlossen machte sie sich an die Arbeit. Sie speicherte die ursprünglichen Meldungen ab, um sie im Anschluss an ihre Vorgesetzte zu schicken, und widmete sich der ältesten Zeitungsnotiz. Systematisch editierte sie alle Berichte, baute hier und da eine unauffällige Veränderung ein und speicherte auch die neuen Versionen penibel ab. Nach drei Stunden, als ein dezenter Summton das Ende ihrer Schicht markierte, lehnte sie sich zufrieden zurück. Nichts und niemand würde die verschwundenen Frauen nun noch mit dem Eignungstest und auf diese Weise mit der Regierung Nordamerikas in Verbindung bringen können. Mit einem letzten Tippen sandte sie ihre Arbeit an ihre Vorgesetzte, damit die Frau entsprechend Meldung machen konnte.

Amanda war sicher, dass sie einer hochkarätigen und in ihren Mitteln brutalen Verschwörung auf die Spur gekommen war. Nun war es am Geheimdienst, die gewaltbereiten Terroristen zu stoppen. Sie wusste, sie hatte das Richtige getan.

Dumm war nur, dass sie nicht wusste, wie falsch sie lag.

***

Gespannt wartete Amanda in den nächsten Tagen auf eine Rückmeldung ihrer Vorgesetzten, aber nichts tat sich. Weder bekam sie eine Email noch rief die Frau sie in ihr pompöses Büro, um die Ergebnisse ihrer Arbeit mit ihr zu besprechen. Am siebten Tag hielt Amanda es nicht mehr aus und suchte gezielt nach Einträgen, die sich mit der Verhaftung der Täter befassten.

Nichts. Entweder waren die Terroristen schwerer zu fassen, als sie vermuteten – was angesichts der Effizienz des Geheimdienstes fast schon lächerlich erschien – oder … Amanda wollte den Gedanken nicht zu Ende denken und schob ihn energisch von sich. Doch keine halbe Stunde später war er wieder da. Er hatte sich in ihrem Kopf festgesetzt und breitete sich wie ein Virus aus. Mit laut pochendem Herzen suchte sie erneut nach verschwundenen Frauen. Und siehe da, es gab drei neue Meldungen.

Fassungslos starrte sie auf den Bildschirm. Ihr Herz raste wie verrückt, und kalter Schweiß bedeckte ihre Stirn. Zuerst wollte sie das Summen des Rufgeräts ignorieren, aber der beharrliche Ton störte sie beim Denken. Also nahm sie ab und war überrascht, die über das Transfergerät leicht verzerrte Stimme ihrer Freundin Sondra zu hören.

“Ist alles okay bei dir? Deine Herzfrequenz ist rapide gestiegen, und deine Körpertemperatur übersteigt das normale Maß. Geht es dir gut?” Sondra arbeitete in der medizinischen Überwachung und verfolgte die Körperfunktionen aller Mitarbeiter. Jede Anomalie wurde mit einem Signalton gemeldet, und Sondra musste sich von der körperlichen Unversehrtheit des betroffenen Beamten persönlich überzeugen.

“Alles okay”, wiegelte Amanda ab, die sich kaum auf das Gespräch konzentrieren konnte.

“Wenn du mir nicht sagst, was los ist, muss ich dir ein Beruhigungsmittel injizieren”, warnte Sondra, die nun nicht mehr wie eine Freundin, sondern wie die professionelle Ärztin klang, die sie war.

“Es ist nur … ich habe da etwas gefunden, was mich beunruhigt. Es ist seltsam.” Ein leises Knacken störte die Verbindung, es rauschte, und dann war Sondras Stimme wieder zu hören.

“Dein Puls ist im kritischen Bereich”, sagte sie. “Ich starte nun die Injektion.”

“Nein”, rief Amanda, die plötzlich ein ganz merkwürdiges Gefühl hatte. Die Stimme ihrer Freundin klang so kühl, wie sie es noch nie erlebt hatte. Ohne darüber nachzudenken, riss sie die Kanüle aus ihrer Hand und verhinderte damit, dass sich das verordnete Beruhigungsmittel in ihren Adern ausbreitete. Amanda starrte auf ihre Hand. Was zum Teufel war nur los mit ihr? Sie stand auf und war sich selbst nicht sicher, was sie tun wollte.

Die Entscheidung wurde ihr abgenommen. Zwei dunkel gekleidete Sicherheitsbeamte standen am Eingang ihrer Arbeitskabine, die Laserpistolen im Anschlag, die spiegelnden Visiere heruntergeklappt, so dass nur ihre Mundpartie sichtbar war. “Bitte begleiten Sie uns ohne Aufsehen”, sagte der eine, während der andere “Subjekt gesichert” in sein Transfermikro murmelte.

Amanda wurde eiskalt. Ihre Knie zitterten, und hektisch sah sie sich nach einem Fluchtweg um. Doch der einzige Weg nach draußen wurde von den Beamten blockiert, die nun einen drohenden Schritt auf sie zutaten. Amanda erinnerte sich, wie man im vorletzten Jahr John Baker auf genau die gleiche Weise aus seinem Büro geführt hatte. Sie hatte damals keinen Grund gehabt, der offiziellen Version nicht zu glauben, nach der der brave, biedere John ein eingeschleuster Spion der Partisanen gewesen war, der durch die effiziente Arbeit des Geheimdienstes enttarnt worden war. Sie hatten den schreienden Mann rasch ruhiggestellt, und als Amanda sah, wie die schlaffe, irgendwie zerbrechlich wirkende Gestalt von den beiden Sicherheitsleuten abgeführt wurde, hatte sie das Mitgefühl rasch in die hinterste Ecke ihres Herzens verbannt. Heute hatte es sie getroffen.

Sie straffte sich und hob das Kinn. “Bitte bringen Sie mich zu meiner Vorgesetzten. Ich habe ihr eine wichtige Mitteilung zu machen, die die Sicherheit unseres Staates betrifft.”

“Genau das hatten wir vor, Schätzchen”, gab der eine Mann zurück. Amanda kochte vor Wut. Noch niemals im Leben hatte irgendjemand es gewagt, sie so respektlos zu behandeln.

“Dafür werden Sie sich zu verantworten haben”, zischte sie, während die beiden Muskelpakete sie in die Zange nahmen. Widerstandslos ließ sie sich abführen und versuchte, die verstohlenen Blicke der Kollegen zu ignorieren, die ihnen bis zum Ausgang folgten.

Miss Fairchildes Büro lag im obersten Stockwerk, was allein schon ein Zeichen von Macht und Einfluss war. Über Amandas Vorgesetzter gab es nur noch den Behördenleiter, den sie in der ganzen Zeit, in der sie dort tätig war, nicht ein einziges Mal zu Gesicht bekommen hatte. J. Varek war ein Phantom, das sich nur durch gelegentliche, über den Lautsprecher übertragene Ansprachen als lebende, atmende Person erwies. Amanda hatte seine Stimme immer irgendwie sexy gefunden, denn sie hatte etwas raues, ungeschliffenes an sich, das sich deutlich von der akzentfreien, neutralen Sprechweise aller Regierungsbeamten unterschied. Diese unangemessenen Gedanken über ihren obersten Chef waren das einzige Verbrechen, dessen sie sich jemals schuldig gemacht hatte.

Nachdem die beiden Männer sie im Büro abgeliefert hatten, verschwanden sie lautlos. Miss Fairchilde thronte hinter ihrem riesigen Schreibtisch und war gegen das grelle Leuchten der untergehenden Sonne kaum zu erkennen. Amanda kniff die Augen zusammen und versuchte, etwas zu erkennen. Sich unaufgefordert ihrer Vorgesetzten zu nähern stand völlig außer Frage. Während Miss Fairchilde sie warten ließ, nahm Amanda aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahr. Da war noch jemand im Büro. Eine riesige Silhouette schob sich hinter den Stuhl von Miss Fairchilde, deren Gesicht nun endlich zu erkennen war. “Kommen Sie”, sagte sie und winkte Amanda endlich näher. “Wir haben einiges zu besprechen.”

Unendliche Erleichterung durchflutete Amandas Körper. Solange es “etwas zu besprechen” gab, war sie nicht verloren. Sie würde ihren Fall darlegen können, und die Regierung würde endlich geeignete Maßnahmen ergreifen, um dem Morden ein Ende zu setzen.

Mit jedem Schritt, den sie näher kam, gewann die ominöse Silhouette an Substanz.

Aus der verschatteten Gestalt wurde ein Mann. Ein atemberaubend schöner Mann, der nicht von dieser Welt zu sein schien und den ein irritierendes, blau-goldenes Leuchten umgab. Waren das Schuppen, die sich auf seiner Haut abzeichneten, und hatte er so etwas wie einen Kamm auf dem Rücken? Sie kniff die Augen zusammen, und für einen Moment befürchtete Amanda, wahnsinnig zu werden. Doch dann klärte sich ihr Blick, und aus dem Monster wurde wieder ein Mann.

Je näher sie kam, desto lauter klopfte ihr Herz. Sie fragte sich, ob dies wohl der geheimnisvolle Mr. Varek war, und was es bedeuten mochte, dass sie ihn zu Gesicht bekam. Erst als er den Mund öffnete, wusste sie mit Sicherheit, dass der geheimnisvolle J. Varek höchstpersönlich vor ihr stand.

“Miss Amanda Cross”, sagte er. Sie wartete, ob da noch etwas kam.

“Sie wissen, warum Sie hier sind?” Seine Stimme war tief und grollend, dabei ein wenig rau, als bereitete ihm die runde, weiche Aussprache der Nordamerikaner Schwierigkeiten. Sein Blick war kalt und stechend, was nicht allein an dem silbrigen Grau seiner Augen lag. Seine Gesichtszüge wirkten wie in Stein gemeißelt. Genau so fremd wie ihre Sprache schien ihm ein Lächeln zu sein. Nicht einmal Zorn oder Neugierde waren auf seinem schönen, scharf geschnittenen Gesicht zu erkennen. Da war einfach – nichts.

Dies war der Moment, in dem Amanda wusste, dass etwas Schlimmes passieren würde. Ihr Verstand weigerte sich zu begreifen, dass sie sterben würde. Ihr Instinkt schrie, dass sie machen sollte, dass sie fortkam. Eine Sekunde lang starrte sie auf Miss Fairchildes Gesicht in der vagen Hoffnung, dort so etwas wie Verständnis oder gar eine Fürsprecherin zu finden, aber vergeblich.

Amanda wandte sich um und rannte.

Sie kam nicht einmal zwei Meter weit, bis der Mann sie eingeholt hatte. Er machte sich nicht einmal die Mühe, sie wie einen ernsthaften Gegner zu Boden zu ringen und ihr Handschellen anzulegen. Stattdessen griff er lässig mit einer Hand nach ihr und hielt sie in seinem eisernen Griff. “Wir sehen uns im nächsten Jahr zur vereinbarten Zeit”, sagte er zu ihrer Vorgesetzten, oder besser gesagt: ehemaligen Vorgesetzten. In einem letzten übermächtigen Kraftaufwand spuckte, biss und schrie Amanda. Sie würde es ihnen so schwer machen, wie sie nur konnte.

Leider war das nicht besonders schwer, denn mit einem leisen Laut, der verdächtig nach einem zufriedenen Grunzen klang, warf sich J. Varek seine Beute über die Schulter. Die Kälte seines Körpers drang durch ihre zweckmäßige, aber nicht besonders dicke Kleidung. Er war so kalt, dass es sich beinahe so anfühlte, als würde sie verbrennen. Die Luft begann zu flackern, und ein immenser Druck legte sich um Amandas Körper. Die Welt um sie verblasste. Das letzte, was sie sah, war das zufriedene Grinsen der Fairchilde, die sich entspannt in ihrem Sessel zurücklehnte und wie nach einem anstrengenden Tagwerk die Hände auf dem Bauch verschränkte.

Amanda versank in gnädige Bewusstlosigkeit.

Ende der Leseprobe.

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Auch als Hörbuch auf Audible

Spieldauer: 7 Std. 28 Min.

Gesprochen von: Daisy LaFleur

Ab sofort erhältlich: Audible