Finale Arazzan

Finale Arazzan

Dein Weg mit dem Drachen

Er liest die Antwort an deinem Gesicht ab, noch bevor du Zeit hast, etwas zu sagen oder gar zu tun. Er überwindet die Distanz zwischen euch mit einem Satz und stellt sich vor dich, um dich vor dem Geheimdienstmann mit der Waffe abzuschirmen.

Garoth steht rechts von dir.

Seinem Gesicht ist anzusehen, dass er von seiner Niederlage weiß und er nimmt sie wie ein Gentleman hin. Vielleicht aber auch nur, weil die unmittelbare Gefahr durch die heran nahenden Männer des Geheimdienstes zu groß ist, dass er sich jetzt auch noch mit seinem Rivalen auseinandersetzen könnte.

Ob ihr es lebend aus dem Hotelzimmer schaffen werdet?

Es besteht kein Zweifel daran, dass Arazaan alles geben wird, um dich zu beschützen. Er schirmt dich ab, aber das Hotelzimmer ist klein und eng und ihr seid nur zu viert. Wer weiß, wie viele Bewaffnete noch draußen auf der Straße oder im Treppenaufgang des Hotels auf euch warten?

Die Chancen stehen gut für den Drachenshifter und den Wolf, aber du und Owen, ihr seid Menschen.

Ihr habt nicht die sagenumwobene Regenerationsfähigkeit eines Gestaltwandlers. Eure Haut ist weich, eure Muskeln und Sehnen und Organe verletzlich. Du hast Arazaan, der dich bis zum letzten Blutstropfen verteidigt – aber was ist mit dem Vizepräsidenten? Du hast so viel riskiert, um ihn zu retten!

Wenn es jetzt zu einer Schießerei kommt, wird Owen es kaum unverletzt hinaus schaffen.

Nur ein Wunder kann ihm jetzt noch helfen.

Unter deiner Hand, die auf dem Rücken deines Drachenshifters liegt, fühlst du eine Bewegung. Es ist, als ob sich unter seiner Haut etwas regt.

Etwas Spitzes, Raues, das selbst durch den Stoff spürbar wird.

Instinktiv verstärkst du den Druck deiner Handfläche, um Arazaan zu signalisieren, dass es dir gut geht. Niemand außer dir ahnt etwas von seinem Geheimnis und so soll es auch bleiben. Wenn er jetzt den Drachen in sich weckt und seine zweite Identität preisgibt, wirst du dir das nie verzeihen.

Auch der Mann mit der Waffe scheint zu merken, dass von Arazaan eine wachsende Gefahr ausgeht. Er wendet den Blick nicht von dem Drachenshifter.

Die Waffe in seiner Hand beginnt zu zittern.

Für eine Sekunde hängt alles in der Schwebe.

Dann hörst du ein Räuspern.

Es ist der Vizepräsident. Die Augen des Geheimdienstmannes vor euch zucken zu Owen hinüber, der mit erhobener Hand auf ihn zugeht.

Ist er verrückt geworden?

Was hat er vor?

Deine Füße wollen sich in Bewegung setzen, aber Arazaans Finger schließen sich um dein Handgelenk und halten dich an Ort und Stelle.

»Sie wissen, wer ich bin«, spricht Owen den Mann direkt an. Seine Stimme klingt kräftig. Auch seine Haltung hat nichts mehr mit der des geschwächten Mannes gemeinsam, der vor wenigen Stunden noch sterbenskrank war.

Die Behandlung hat angeschlagen. Das Medikament, das Broadchurch entwickelt hat, funktioniert.

Der Mann mit der Waffe nickt verhalten.

»Dann befehle ich Ihnen und Ihren Männern, sich auf der Stelle zurückzuziehen«, sagt Owen mit fester Stimme, die keinen Widerspruch duldet. Niemand weiß, wie lange er noch der zweite Mann des Staates sein wird, aber noch sind die Truppen ihm zu Gehorsam verpflichtet.

Deine Knie werden weich, als die Hand mit der Waffe im Zeitlupentempo nach unten wandert. Erst als er die Pistole in seinem Halfter verstaut, gestattest du dir ein erleichtertes Aufatmen.

Keine zwei Minuten später sind die Geheimdienstmänner verschwunden. Garoth folgt ihnen, ohne dir noch einen letzten Blick zuzuwerfen. Nun sind nur noch der Vizepräsident, dein Drachenshifter und du in diesem Hotelzimmer.

»Danke«, sagt Owen einfach.

Er kommt auf dich zu.

Nach einer Sekunde des Zögerns gibt Arazaan den Weg frei. Der Vizepräsident umarmt dich. Du erwiderst die Geste in dem Bewusstsein, dass er dir fehlen wird.

Das Schicksal der Menschen lastet jetzt nicht mehr auf deinen Schultern. An seinen Augen erkennst du, dass Vizepräsident Owen weiß, was ihn erwartet. Mit einem kämpferischen Lächeln im Gesicht lässt er dich los.

»Auch Ihnen habe ich zu danken«, sagt er an Arazaan gewandt.

Dein Drachenshifter deutet eine knappe Verbeugung an. »Es war mir ein Vergnügen«, sagt er. »Wenn Sie uns jetzt entschuldigen.« Es ist eine höflich verpackte Ankündigung, dass ihr jetzt gehen werdet, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Arazaan gibt dir kaum Zeit zum Durchatmen oder für einen letzten Abschiedsgruß.

Er packt deine Hand und läuft die Treppen hinunter, durch die Eingangshalle des schäbigen Hotels. „Komm, meine Geliebte“, sagt er, ohne seinen Lauf zu unterbrechen. Im Vorbeirasen siehst du, dass Doktor Broadchurch und seine mobile Klinik verschwunden sind. Deine Füße fliegen förmlich, als Arazaan dich weiterzieht, fort von dem Ort, an dem du beinahe dein Leben gelassen hast.

Dein Herz rast nicht allein von der Anstrengung, mit ihm Schritt zu halten, sondern auch von dem berauschenden Gefühl, endlich frei zu sein. Als er schließlich langsamer wird und in eine Gasse einbiegt, die einsam und verlassen scheint, lachst du laut vor Glück.

Die schiere Freude, überlebt zu haben und an seiner Seite die unglaublichsten Abenteuer zu erleben, erfüllt jede einzelne Zelle deines Körpers.

Arazaan senkt den Kopf, als er dich an seine Brust zieht.

Die Zeit bleibt stehen, als seine Lippen die deinen berühren.

Hitze flammt auf und breitet sich wellenförmig in deinem Körper aus.

Der Kuss ist wie der Mann selbst: Hart und leidenschaftlich, fordernd und verführend. Du fühlst seine sinnliche Freude am Spiel mit deinen Gefühlen. Dein ausgehungerter Körper reagiert, ohne nachzudenken.

Der Warlord packt dich um die Taille und positioniert dich mit dem Rücken zur Hauswand, so wie er dich haben will. Sein Mund erobert deinen in Sekundenschnelle und er lässt dir keine Chance zum Rückzug.

Sein harter Körper sagt dir, dass dir nur eine Wahl bleibt: Gib auf.

Liefere dich ihm aus, sonst wird dieser Kuss dein Untergang sein. Seine Leidenschaft greift auf dich über wie flüssiges Feuer. Du brennst lichterloh und hast jetzt schon Angst vor dem Moment, in dem er seinen Mund von deinem lösen wird. Vielleicht, nein sogar wahrscheinlich, werdet ihr nicht immer einer Meinung sein, aber er wird nichts von sich zurückhalten und mit dir bis ans Ende der Welt gehen. Eine Auseinandersetzung mit ihm, wie hitzig sie auch sein wird, endet immer mit einer Versöhnung, dessen bist du gewiss.

Instinktiv öffnest du dich ihm und erwiderst seinen Kuss. Dein Körper presst sich wie von selbst an seinen und genießt die Härte seiner Muskeln. Deine Zunge und seine tanzen miteinander. Du hebst die Arme und schlingst sie um seinen Hals und wünschst dir, dass dieser Kuss niemals enden soll, so wie die Liebe eines Drachenshifters zu seiner Gefährtin niemals endet.

Viel zu früh löst er sich von dir.

Du atmest schwer und auch ihn hat der Kuss nicht kalt gelassen, wie du spürst.

»Bist du bereit?«, will er wissen. Seine Stimme jagt dir einen erwartungsvollen Schauer über den Rücken.

Beide Teile der Karte sind noch in deinem Besitz.

Die Ungewissheit, ob Arazaan nicht vielleicht doch hauptsächlich an ihr interessiert ist, macht dir nichts mehr aus.

Was an seiner Seite zählt, ist das Hier und Jetzt.

Du beantwortest seine Frage mit einem Nicken. Was auch immer er im Sinn hat – ein nahegelegenes Hotelzimmer, die Mongolei, das Universum – du wirst dabei sein.

Der weit schwingende Mantel gleitet von seinen Schultern und fällt unbeachtet zu Boden. Arazaan wirft den Kopf in den Nacken. Die Muskeln und Sehnen an seinem Hals treten hervor, als sich seine Gestalt verändert. Du kannst die Augen nicht abwenden von diesem Schauspiel, das dir in seiner Schönheit die Tränen in die Augen treibt und dich zur selben Zeit vor Angst zittern lässt.

Die scharf geschnittenen Wangenknochen schieben sich nach vorne. Das Kinn wird länger, der Mund breiter. Die strahlend weißen Zähne … schnell schaust du nach oben in seine Drachenaugen, aber deren ungezügelte Wildheit und messerscharfe Intelligenz sind nicht weniger beunruhigend als die Reißzähne des Drachen.

Und dann stockt dir der Atem.

Er breitet seine Flügel aus.

Das Geräusch, das dabei entsteht, wirst du nie im Leben vergessen. Es klingt wie der hohe Ton einer Harfe, die von einem grausamen Musiker angeschlagen und gehalten wird, bis es kaum noch zu ertragen ist.

Und dann steht er vor dir, der Drache, und weist mit dem Kopf auf seinen Rücken. Er lässt sich nieder vor dir und fordert dich auf, dich auf seinen Rücken zu schwingen.

Du überlegst nicht lange.

Deine linke Hand sucht Halt auf einem der spitzen Zacken. Du ziehst dich hoch und genießt die Hitze, die unter den glatten Schuppen zu spüren ist.

In dem Augenblick, in dem du sicheren Halt zwischen seinen Schwingen gefunden hast, stößt sich der Drache mit den Hinterbeinen ab und schwingt sich hinauf in die Luft. Der kalte Wind kann dir nichts anhaben.

Alles wird unwichtig, außer seiner Gegenwart.

Was auch immer dich an seiner Seite erwartet, du hast die richtige Wahl getroffen.

ENDE

Liebe(r) Leser/in,

wie hat Ihnen Ihr persönlicher Ausflug in die Zukunft gefallen? Hatten Sie Spaß beim Lesen Ihrer persönlichen Lovestory?

Das würde ich zu gerne erfahren. Ihre Entscheidung können Sie mir gerne hier auf meiner Facebook-Seite mitteilen und gleichzeitig schauen, wie sich andere Leserinnen entscheiden. Ich bin sehr gespannt, für welches Ende Sie sich entschieden haben.

Ich freue mich auf Ihr Feedback.

Und falls Sie das Lesen genossen haben, laden Sie gerne eine Freundin ein, sich für ihr persönliches Abenteuer in Gesellschaft von zwei starken Shiftern hier anzumelden.

Herzlichst

Ihre Jenny Foster